SATUS Schweiz – die Geschichte

Entwicklung SATUS - Geschichtliche Zusammenhänge

1874 wurde in Winterthur der Schweizerische Grütli-Turnverein gegründet, als Unterorganisation der bereits 1838 entstandenen Grütli-Vereine. Bereits ein Jahr nach seiner Gründung bestanden 10 Grütli Turnsektionen mit 200 Mitgliedern. Ihr Zweck wurde in den Satzungen wie folgt umschrieben: «Einigung und Einklang in die Sache des Grütli-Turnvereins zu bringen und für Pflege und Verbreitung der edlen Turnkunst unter der arbeitenden Klasse zu sorgen, um dadurch dem Grütli-Verein eine neue Stütze und dem Vaterland immer mehr tüchtige Kräfte zuzuführen.»

Immer grösser werdende politische Differenzen zwischen Grütli-Verein und den Grütli-Turnvereinen führ-ten während des Ersten Weltkriegs zur definitiven Trennung und zum Schweizerischen Arbeiter-Turnverband. 1922 erfolgte die Fusion mit dem Schweizerischen Arbeiter-Sportverband, der einige Jahre zuvor gegründet worden war, zum Schweizerischen Arbeiter-, Turn- und Sportverband (SATUS).

Diplom Grütlifest 1890

Turnerin Arbeitersport

Der SATUS als Schweizer Sportpionier

Der Schweizer Arbeitersportbewegung kam in jenen Jahren grosse Bedeutung zu, im gesellschaftlichen wie im kulturellen Bereich. Der SATUS öffnete die aktive sportliche Betätigung weiteren Gesellschaftsschichten und erwies sich schon bald als Sportpionier. Die Ablösung des steifen Kraftsports mit seinen militärischen Kommandos durch rhythmisches Bewegungsturnen und die Tatsache, dass die Frau von Anbeginn weg als gleichberechtigte und gleichwertige Partnerin in den SATUS-Vereinen willkommen war, sind nur zwei markante Beispiele. Vor allem das Miteinander der Geschlechter im SATUS Sport- und Vereins-betrieb wurde der Arbeitersportbewegung von der bürgerlichen Seite recht übelgenommen («Die Frau gehört an den Herd, Sport ist militärische Vorbildung und keine Spielerei»).

Der SATUS darf stolz darauf sein, einige heute als Selbstverständlichkeit geltende Entwicklungen als erster erkannt und auch geprägt zu haben.


Der SATUS in der Vorkriegszeit

Nach Jahren des Wachstums und der Blüte bis in die frühen dreissiger Jahre, folgten schwere Zeiten. Weltwirtschaftskrise, Arbeitslosigkeit und gesellschaftliche Unruhen gingen am SATUS nicht spurlos vorbei. Sein damaliges Bekenntnis zur sozialistischen Bewegung führte zeitweise zum Entzug der dringend benötigten Bundessubventionen. Auch die privaten Versicherungsgesellschaften wollten die Arbeitersportler und -sportlerinnen bei Sportunfällen nicht mehr versichern, so dass der Verband auf den 1. Januar 1935 eine eigene Unfallversicherung einführen musste.

In Anbetracht der weltweiten politischen Wirren und Unsicherheit, wurde ein Miteinander der gesamten Schweizer Bevölkerung für sinnvoll erachtet. Das Gemeinsame rückte angesichts des drohenden Krieges in den Mittelpunkt. Im Rahmen dieses oft zitierten «nationalen Schulterschlusses» erfuhr auch die Einstellung zum Arbeitersport eine positive Wende.

Auch der SATUS trug seinen Teil zur wachsenden Anerkennung seiner Tätigkeit bei, z.B. bei der Einführung des militärischen Vorunterrichts in den Turnstunden. Die Bundessubventionen wurden wieder gewährt und der SATUS in den Schweizerischen Landesverband für Leibesübungen aufgenommen.

Satus Schweiz Symbol Vorkriegszeit

Turner Satus Schweiz Archiv

Entwicklung in der Nachkriegszeit

1946 konnte in Basel das erste Nachkriegsturnfest des SATUS durchgeführt werden. Der Verband und seine Vereine entwickelten sich zu anerkannten Partnern im Schweizer Sport, weiterhin getragen vom Grundsatz, die Ideen des Arbeitersports zu fördern.

Im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte verloren die ideologischen Ziele jedoch ihre Bedeutung. Analog der übrigen gesellschaftlichen Entwicklung, verloren sich auch im Sport Klassengegensätze mehr und mehr. Andere Kriterien (sportliches und übriges Angebot) traten für die Mitgliedschaft in einem Sportverein in den Vordergrund.

Die Vorstellung des neuen Verbandsleitbildes «SATUS 2000+1» am Basler Verbandstag 1992 durch Christian Vifian und dessen Verabschiedung durch die Delegierten des Verbandstages zwei Jahre später in Bern, trugen diesen neuesten Entwicklungen Rechnung.

Seit dem Frühjahr 1994 präsentiert sich SATUS Schweiz als politisch, wirtschaftlich und konfessionell unabhängiger Sportverband, der allen Mitgliedern, unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrem Alter, ihrer Leistungsfähigkeit, ihrer sozialen Lage und politischer Einstellung ein sinnvolles, aktives und attraktives Freizeitangebot zur Verfügung stellt. Die neuen, flachen und unbürokratischen Strukturen erlauben es, jeder-zeit auf moderne Trends im Sport einzugehen. Die Tradition steht der Zukunft nicht im Wege.


Wichtigste Eckpunkte

1874

Gründung des Schweizerischen Grütli-Turnvereins

1874

Erstes Grütli-Zentralfest in Winterthur

1911

Anerkennung des Verbands durch das Eidgenössische Militärdepartement

1914

Verselbständigung des Verbands

1917

Trennung des Grütli-Turnvereins vom Grütli-Verein

1922

Abtrennung vom Grütli-Verein – neue Namensgebung: Schweizerischer Arbeiter- Turn- und Sportverband S.A.T.S.V.

1926

Fest in Bern – eigene Übungen der Turnerinnen

1930

Fest in Aarau – erstmals gemeinsame Übungen Turnerinnen und Turner

1932

Namensänderung in SATUS (weg vom starren Kraftsport hin zu rhythmischer Bewegung)

1933

Entzug der Kurssubventionen durch die Bundesversammlung

1939

Aufnahme des SATUS in den SLL und erneuter Erhalt von Kurssubventionen

1946

Erstes grosses SATUS Nachkriegssportfest in Basel

1955

Intensivierung Sportverkehr mit anderen Verbänden

1959

Vereinbarung mit dem ETV und SKTSV betr. Kunstturnen

1960

Vereinbarung mit dem Eidgenössischen Leichtathletikverband, der sich auch der SKTSV angeschlossen hatte, Handball, Ringen, Boxen, Tennis, Schwimmen, Wasserfahren, Fussball usw.

1992

Lancierung Verbandsprojekt «SATUS 2001 – eine Nasenlänge voraus» - Projektleitung  Christian Vifian (Modernisierung des Verbands)

1994

SATUS Schweiz präsentiert sich als politisch, wirtschaftlich und konfessionell unabhängiger Sportverband

1996

Übergabe Präsidium von Ernst Deck an Christian Vifian, Annahme der Finanzreform zur Sicherung der finanziellen Unabhängigkeit für die kommenden 20 Jahre

2003

Gründungsmitglied von SWISSFIT neben dem SVKT Frauensportverband

2004

Aufgabe der SATUS Mitgliedschaft bei Swiss Olympic zugunsten von SWISSFIT / Aufnahme von SWISSFIT bei Swiss Olympic

2005

Eröffnung gemeinsame Geschäftsstelle mit dem SVKT Frauensportverband unter SWISSFIT

2005

SATUS Schweiz und SVKT Frauensportverband organisieren das Sportfest olten2005.ch – gemeinsam erleben, so das Motto

2015

SATUS Schweiz und SVKT Frauensportverband geben gemeinsam das Magazin SWISSFIT heraus

2015

Beginn des Projekts Breitensport Schweiz (STV, SVKT Frauensportverband, Sport Union Schweiz und SATUS Schweiz)

2015/2016

Intensive Kampagne bei den SATUS-Vereinen für das Projekt Breitensport Schweiz 

17.09.2016

Annahme des Projekts Breitensport Schweiz an der a. o. Delegiertenversammlung in Bern (99 Ja-Stimmen, keine Gegenstimme, keine Enthaltung)

17.09.2016

Christian Vifian wird zum Ehrenpräsidenten von SATUS Schweiz ernannt

31.12.2016

Auflösung von SWISSFIT

01.01.2017

SATUS Schweiz tritt dem STV als Partnerverband bei